Geschlechterunterschiede bei der Krankheitsdiagnose
Eine Studie zeigt, dass Frauen im Vergleich zu Männern deutlich länger auf eine Krankheitsdiagnose warten müssen.
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Inhaltsverzeichnis
Ein wichtiger Aspekt im Gesundheitswesen ist die schnelle Diagnose von Krankheiten. Wenn Ärzte ein Problem frühzeitig erkennen können, können sie es schneller behandeln, was helfen kann, ernstere Gesundheitsprobleme später zu verhindern. Für Patienten kann eine Diagnose die Sorgen lindern, die aus dem Nichtwissen über das, was falsch ist, entstehen. Allerdings umfasst eine effektive Diagnose das Erkennen von Anzeichen und Symptomen. Das kann bei verschiedenen Gruppen von Menschen variieren, weshalb es wichtig ist, diese Unterschiede zu berücksichtigen, um sicherzustellen, dass jeder fair und zeitnah diagnostiziert wird. Andere Faktoren wie Zugang zur Gesundheitsversorgung, Rassismus und Geschlechtervorurteile können ebenfalls beeinflussen, wie schnell jemand diagnostiziert wird.
Geschlechterunterschiede in Diagnosemustern
Aktuelle Forschungen untersuchen, wie Geschlecht und Geschlechtsidentität die Gesundheitsversorgung beeinflussen, um die Ergebnisse für alle zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass Männer und Frauen Krankheiten unterschiedlich erleben und darstellen können. Zum Beispiel zeigen Frauen bei Herzkrankheiten oft andere Symptome als Männer. Während Männer typischerweise Brustschmerzen haben, berichten Frauen möglicherweise von Müdigkeit, Atemnot oder Übelkeit. Da viele Gesundheitsdienstleister über Krankheiten hauptsächlich anhand von Beispielen mit Männern lernen, könnten sie Herzinfarkte bei Frauen übersehen. Das kann zu schlechteren gesundheitlichen Ergebnissen für Frauen führen.
Um diese Probleme anzugehen, setzt sich die Gesundheitsgemeinschaft für eine ausgewogenere Vertretung in klinischen Studien ein. Zum Beispiel erfordern neue Regeln, dass klinische Studien Daten von Männern und Frauen einbeziehen. Trotz dieser Fortschritte gibt es immer noch viele Lücken in unserem Verständnis dafür, wie Krankheiten Männer und Frauen unterschiedlich betreffen. Bei den meisten Krankheiten ist immer noch unklar, wie Faktoren wie Geschlecht eine Rolle bei der Häufigkeit oder Diagnose spielen.
Ziele der Studie
Das Ziel dieser Studie ist es, die Unterschiede in den Diagnosemustern zwischen Frauen und Männern bei einer Vielzahl von Krankheiten zu identifizieren und zu verstehen. Sie nutzt über 200 Millionen Gesundheitsdaten aus verschiedenen Datensätzen in den USA, darunter private Versicherungsansprüche, staatliche Versicherungsansprüche und elektronische Gesundheitsakten aus einem grossen städtischen Medizinzentrum. Die Forscher konzentrieren sich auf zwei Hauptfragen:
- Gibt es Unterschiede in der Häufigkeit von Krankheiten bei Frauen und Männern, einschliesslich Faktoren wie Risiko und dem Alter, in dem die ersten Symptome auftreten?
- Gibt es unter Patienten mit derselben Diagnose einen Unterschied in der Zeit, die Frauen und Männer benötigen, um diagnostiziert zu werden?
Die erste Analyse betrachtet Muster über alle diagnostizierten Bedingungen hinweg, während die zweite sich auf spezifische Gruppen von Krankheiten konzentriert, die als Phänotypen bezeichnet werden.
Daten und Methoden
Die Forscher verwendeten vier Datensätze, die Gesundheitsakten von über 200 Millionen Personen enthalten. Sie standardisierten klinische Konzepte in den Datensätzen, um eine konsistente Analyse sicherzustellen. Die verfügbaren Daten decken einen Zeitraum von zehn Jahren ab, von Januar 2010 bis Januar 2020.
Der Hauptdatensatz ist eine grosse private Versicherungsdatenbank, die Aufzeichnungen von Frauen und Männern enthält. Andere Datensätze beinhalten Aufzeichnungen von Medicaid und Medicare, die Informationen über Personen mit geringem Einkommen oder über 65 Jahre bereitstellen. Es gibt auch einen Datensatz von einem grossen Krankenhaus in New York City.
Analyse der Diagnosemuster
Um die Diagnosemuster zu untersuchen, schauten sich die Forscher Patienten mit mindestens einem Jahr an Gesundheitsdaten an. Sie untersuchten die Häufigkeit von Bedingungen bei Frauen und Männern und berechneten verschiedene Kennzahlen, wie Risikoquotienten und das durchschnittliche Alter der Diagnose.
Ausserdem analysierten sie, wie lange es dauert, bis Patienten nach dem Auftreten relevanter Symptome diagnostiziert werden. Dazu gehörte die Gruppierung von Patienten basierend auf spezifischen Bedingungen und die Bewertung ihrer Symptome nach klinischen Definitionen.
Wichtige Ergebnisse
Die Forscher fanden heraus, dass Frauen oft später diagnostiziert werden als Männer. In vielen Fällen müssen Frauen länger auf eine Diagnose warten, obwohl sie die gleichen Symptome haben. Zum Beispiel erleben Frauen bei verschiedenen Arten von Krankheiten allgemein längere Wartezeiten auf Diagnosen. Die Unterschiede waren signifikant, unabhängig vom Datensatz oder der Art der Versicherung.
Bei der Untersuchung spezifischer Symptome zeigte die Studie, dass Frauen oft mehrere Tage länger warten müssen als Männer, um eine Diagnose zu erhalten. Bei akuten Erkrankungen warteten Frauen im Durchschnitt mehr als acht Tage länger als Männer. Bei chronischen Erkrankungen erhöhte sich diese Wartezeit erheblich und überschritt manchmal fünfzig Tage.
Diagnosedelays
Neben längeren Wartezeiten für Diagnosen erleben Frauen auch längere Verzögerungen von ihren ersten Symptomen bis zur formalen Diagnose. Die Studie beobachtete signifikante Unterschiede in den Diagnosedelays für fast alle Arten von Erkrankungen, wobei Frauen nach der Meldung der ersten Symptome viel länger warten mussten als Männer.
Zum Beispiel mussten Frauen im Durchschnitt über 20 Tage länger als Männer bei akuten Erkrankungen warten, mehr als 60 Tage bei mittelgradigen chronischen Erkrankungen und über 130 Tage bei langanhaltenden chronischen Erkrankungen. Dieser Trend hielt über verschiedene Datensätze hinweg an und zeigt, dass diese Unterschiede konsistent sind.
Auswirkungen der Ergebnisse
Die Ergebnisse verdeutlichen ernsthafte Geschlechterunterschiede im Gesundheitswesen, bei denen sowohl die Häufigkeit als auch der Zeitpunkt der Diagnose zwischen Männern und Frauen variieren. Frauen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, mit vielen Erkrankungen diagnostiziert zu werden, sind jedoch häufig älter zum Zeitpunkt der Diagnose. Dies deutet auf mögliche Vorurteile hin, wie medizinische Bedingungen je nach Geschlecht verstanden und behandelt werden.
Die Studie wirft auch Fragen auf, wie medizinische Praktiken diese Unterschiede beeinflussen können. Wenn diagnostische Kriterien hauptsächlich auf männlichen Symptomen basieren, könnten Frauen unter verzögerten Diagnosen leiden oder ganz übersehen werden. Die konsistenten Muster, die in dieser Forschung gefunden wurden, könnten darauf hinweisen, dass Gesundheitsdienstleister ihre Ansätze zur Symptomanalyse und Diagnose überdenken sollten.
Einschränkungen der Studie
Obwohl diese Studie wertvolle Einblicke bietet, hat sie auch Einschränkungen. Zum einen wurden andere Faktoren, wie Rasse oder sozioökonomischer Status, nicht berücksichtigt, die die Diagnosemuster beeinflussen könnten. Die Daten erlaubten keine detaillierte Analyse, wie diese sich überschneidenden Identitäten die gesundheitlichen Ergebnisse beeinflussen.
Darüber hinaus machte die Studie keine Unterscheidung zwischen Arten von Gesundheitsbesuchen oder Fachrichtungen der Anbieter. Dennoch glauben die Forscher, dass die beobachteten Trends wahrscheinlich in verschiedenen Settings gültig sind, angesichts ihrer konsistenten Natur.
Ein weiterer Punkt ist, dass die Forscher auf vordefinierte Kategorien zur Analyse von Symptomen und Erkrankungen zurückgriffen, was möglicherweise nicht das komplette Bild erfasst, wie Krankheiten bei Individuen auftreten.
Fazit
Die Studie zeigt erhebliche Unterschiede darin, wie Krankheiten bei Frauen und Männern diagnostiziert werden, und wirft wichtige Fragen zu Geschlechtervorurteilen im Gesundheitswesen auf. Frauen haben oft längere Wartezeiten und Verzögerungen bei der Diagnosestellung, selbst bei ähnlichen Symptomen wie Männer. Während sich das Gesundheitswesen weiterentwickelt, wird es entscheidend sein, diese Unterschiede zu verstehen, um die Versorgung zu verbessern und gleichberechtigte Ergebnisse für alle Patienten sicherzustellen.
Die Forscher betonen die Notwendigkeit, weiterhin in diese Unterschiede zu investieren, um die zugrunde liegenden Ursachen und mögliche Lösungen zu identifizieren. Diese Arbeit ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis, wie Geschlecht das Gesundheitswesen beeinflusst, und hebt die Notwendigkeit für umfassendere medizinische Forschung hervor.
Titel: Large-scale characterization of gender differences in diagnosis prevalence and time to diagnosis
Zusammenfassung: We carry out an analysis of gender differences in patterns of disease diagnosis across four large observational health datasets and find that women are routinely older when first assigned most diagnoses. Among 112 acute and chronic diseases, women experience longer lengths of time between symptom onset and disease diagnosis than men for most diseases regardless of metric used, even when only symptoms common to both genders are considered. These findings are consistent for patients with private as well as government insurance. Our analysis highlights systematic gender differences in patterns of disease diagnosis and suggests that symptoms of disease are measured or weighed differently for women and men. Data and code leverage the open-source common data model and analytic code and results are publicly available. One-Sentence SummaryIn large populations, across insurance coverage and many conditions, women are older than men when diagnosed and experience longer time to diagnosis.
Autoren: Noemie Elhadad, T. Y. Sun, J. Hardin, H. Reyes Nieva, K. Natarajan, R.-f. J. Cheng, P. B. Ryan
Letzte Aktualisierung: 2023-10-16 00:00:00
Sprache: English
Quell-URL: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.10.12.23296976
Quell-PDF: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.10.12.23296976.full.pdf
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