Berufsunfälle in der Tiermedizin
Eine Studie darüber, wie Tiermedizinische Fachkräfte arbeitsbedingte Verletzungen definieren und melden.
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Inhaltsverzeichnis
Der Bereich der Tiermedizin hat eine der höchsten Raten an berufsbedingten Verletzungen. In den USA liegt er bei nicht tödlichen Verletzungen und Krankheiten an erster Stelle, mit 13,8 Fällen pro 100 Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2021. Diese Rate ist fast fünfmal höher als der nationale Durchschnitt. In Grossbritannien gilt die Arbeit als Pferdetierarzt als der gefährlichste zivile Beruf. Gefahren sind das Arbeitsumfeld, Maschinen, scharfe Werkzeuge, giftige Materialien, Medikamente und Tiere. Trotz dieser Risiken gibt es im Vergleich zu anderen medizinischen Bereichen nur wenig Forschung zu berufsbedingten Verletzungen in der Tiermedizin.
Obwohl die Arbeitssicherheit im Laufe der Zeit besser geworden ist, berichten viele Branchen immer noch von einer erheblichen Zahl an Verletzungen. Es gibt nicht genügend Fokus auf die psychologischen und menschlichen Faktoren, die zu diesen Vorfällen beitragen. Einige Experten glauben, dass eine übermässige Betonung von Meldesystemen zu einem Misstrauen in das Gesundheits- und Sicherheitsmanagement führen kann, ohne die tatsächlichen Sicherheitsbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern.
Um das Problem der berufsbedingten Verletzungen anzugehen, müssen wir zunächst untersuchen, wie die Mitarbeiter im veterinärmedizinischen Bereich diese Verletzungen definieren. Die Centers for Disease Control and Prevention definieren eine Verletzung als körperlichen Schaden, der durch Einwirkung von äusseren Kräften oder Substanzen entsteht. Die Health and Safety Executive weist darauf hin, dass eine Verletzung eine wesentliche Rolle im Unfall spielen muss. Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter erkennen, wann eine Verletzung berufsbedingt ist, um sie genau zu melden. Wenn die Mitarbeiter unterschiedliche Definitionen davon haben, was eine berufsbedingte Verletzung ist, spiegeln die Meldungsraten möglicherweise nicht die Realität ihrer Erfahrungen wider.
Verschiedene Berufsrollen innerhalb der Branche haben möglicherweise unterschiedliche Ansichten darüber, welches Risiko akzeptabel ist und wie sie eine Verletzung definieren. Auch emotionale Intelligenz spielt eine Rolle, da Personen mit höherem emotionalen Bewusstsein weniger Verletzungen erleiden können. Jede Berufsrolle hat ihre eigenen Aktivitäten, Werte und Arbeitskulturen, die prägen, wie Verletzungen wahrgenommen und gemeldet werden.
Einige Gründe, warum Verletzungen nicht gemeldet werden, sind mangelndes Vertrauen in das System, unzureichende Zeit, Unkenntnis über die Meldungsverfahren, Angst, Kollegen in Schwierigkeiten zu bringen, und Bedenken hinsichtlich der Schuld. Das veterinärmedizinische Feld ist sowohl riskant als auch spezialisiert, daher ist es wahrscheinlich, dass die Wahrnehmungen über die Meldung von Verletzungen sich von denen in anderen Sektoren unterscheiden. Dennoch wurde, abgesehen von der Tatsache, dass die Tiermedizin gefährlich ist, wenig Aufmerksamkeit auf das Thema gelegt.
Diese Studie hatte das Ziel zu verstehen, wie Personen aus der Tiermedizin berufsbedingte Verletzungen definieren und welche Verletzungen sie für meldepflichtig halten. Die Ergebnisse können Tierarztpraxen helfen, ihr eigenes Risikomanagement und die Prozesse zur Meldung von Verletzungen zu bewerten, um letztlich sicherere Arbeitsumgebungen zu schaffen.
Eine Online-Umfrage wurde mit verschiedenen Fragetypen erstellt. Die Teilnehmer gaben persönliche Informationen wie Alter und Berufsrolle an und wurden gefragt, eine berufsbedingte Verletzung zu definieren. Sie wurden auch aufgefordert, Verletzungen zu beschreiben, die ihrer Meinung nach gemeldet werden sollten und solche, die ihrer Meinung nach keine Meldung erforderten. Die Umfrage wurde mit einer Stichprobe von Veterinärfachleuten getestet, bevor sie verteilt wurde.
Die Umfrage wurde an alle Mitarbeiter von CVS UK Ltd gesendet, die etwa 500 Tierarztpraxen betreiben. Sie wurde über einen internen Newsletter verbreitet und blieb drei Monate lang offen. Um die Teilnahme zu fördern, wurde die Chance auf einen Jahresvorrat an Snacks für fünf zufällig ausgewählte Praxen angeboten.
Alle Antworten wurden basierend auf der Berufsrolle kategorisiert. Grundlegende Statistiken wurden verwendet, um die Befragten zu beschreiben, während offene Fragen analysiert wurden, um gemeinsame Themen zu identifizieren. Jede Antwort wurde mehrfach gelesen, um relevante Kategorien zu erstellen, und die endgültige Themenauswahl wurde festgelegt, um die Genauigkeit sicherzustellen.
Mehr als eintausend Personen beteiligten sich an der Umfrage, von denen 740 Antworten für die Analyse geeignet waren. Tierärzte machten einen erheblichen Teil der Antworten aus, wobei sich die meisten als Tierärzte für Haustiere identifizierten. Weitere Rollen umfassten Tierarzthelfer, Administratoren, Empfangspersonal und Patientenbetreuer.
In Bezug auf die Häufigkeit von berufsbedingten Verletzungen berichteten Tierärzte von den höchsten Raten, wobei 94,4% in ihrer Karriere irgendwann eine Verletzung erlitten haben. Pferdetierärzte hatten die höchste Verletzungsrate mit 97,9%.
Als sie gefragt wurden, wie sie eine Verletzung definieren, konzentrierten sich die meisten Teilnehmer auf körperliches Trauma, das Schaden, Verletzung oder Beschädigung des Körpers umfasst. Einige Teilnehmer gaben mehr Details darüber an, was als körperliches Trauma zählt, und deuteten darauf hin, dass die Schwere eine Rolle in ihren Definitionen spielt. Schmerz war oft ein Schlüsselfaktor bei der Definition einer Verletzung, insbesondere für Pferde- und Produktionshaustierärzte.
Mentales Trauma wurde ebenfalls erwähnt, aber immer in Verbindung mit körperlichem Schaden. Viele Befragte wiesen darauf hin, dass eine Verletzung eine Art von Handlung erfordert, wie beispielsweise medizinische Hilfe zu suchen oder sich eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen. Die Umfrage zeigte erhebliche Unterschiede darin, wie Berufsrollen Verletzungen definierten, insbesondere in Fällen, in denen die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt war.
Bei der Frage, welche Arten von Verletzungen gemeldet werden sollten, schlugen 39,5% der Teilnehmer vor, dass alle berufsbedingten Verletzungen dokumentiert werden sollten. Viele fügten jedoch hinzu, dass sie nur schwerwiegende Verletzungen oder solche, die medizinische Hilfe erforderten, melden würden. Dies verdeutlicht eine Lücke zwischen dem, was die Leute glauben, sollte gemeldet werden, und dem, was sie tatsächlich basierend auf ihrer Einschätzung der Verletzungsschwere melden.
Die Befragten merkten an, dass Verletzungen durch Tiere, wie Bisse und Tritte, häufige Vorfälle sind, die meldepflichtig sind. Bei der Frage nach kleineren Verletzungen, die nicht gemeldet werden mussten, bestanden viele Teilnehmer darauf, dass alle Verletzungen dokumentiert werden sollten, obwohl einige Beispiele für geringfügige Fälle gaben, von denen sie dachten, dass sie keine Meldung erforderten.
Tierärzte äusserten, dass kleinere Verletzungen und solche, die keine medizinische Behandlung erforderten, nicht gemeldet werden sollten. Besonders erwähnten einige Nadelstichverletzungen als alltägliche Vorkommnisse, die nicht dokumentiert werden müssen. Die Antworten deuteten darauf hin, dass viele Verletzungen, die als unbedeutend oder selbstverursacht wahrgenommen werden, weniger wahrscheinlich gemeldet werden.
Diese Studie ist die erste, die untersucht, wie Tiermedizinprofis berufsbedingte Verletzungen wahrnehmen und wie sie sich zwischen verschiedenen Sektoren unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten im veterinärmedizinischen Bereich regelmässig Schaden erfahren, während die Erwartungen an die Meldung von Verletzungen variieren. Infolgedessen werden viele Verletzungen nicht gemeldet, weil sie als geringfügig oder erwartet angesehen werden.
Die Wahrnehmung, dass Verletzungen durch Tiere meldepflichtig sind, während selbstverursachte Verletzungen es nicht sind, könnte mit einem Glaubenssystem verbunden sein, bei dem Schuld ein wesentlicher Faktor ist. Es besteht die Notwendigkeit, eine Kultur zu fördern, in der sich Einzelpersonen wohlfühlen, alle Verletzungen zu melden, einschliesslich derjenigen, die sie als selbstverursacht erachten.
Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass Tierarztpraxen ihre einzigartigen Arbeitskulturen und deren Auswirkungen auf die Meldungsprozesse und Unfallstatistiken berücksichtigen sollten. Arbeitgeber sollten mit ihrem Personal in Kontakt treten, um eine offene Haltung gegenüber der Meldung von Verletzungen und dem Risikomanagement zu fördern. Das Verständnis dieser Dynamiken wird den veterinärmedizinischen Arbeitsplatz dabei unterstützen, wie sie mit Verletzungen und Meldungen umgehen, was letztendlich zu einer sichereren Arbeitsumgebung führt.
Indem diese Wahrnehmungen und kulturellen Normen in verschiedenen Berufsrollen angegangen werden, können Tierarztpraxen auf eine bessere Meldung von Verletzungen und ein umfassenderes Verständnis der Arbeitssicherheit hinarbeiten. Viele Fachleute melden derzeit nur schwerwiegende Verletzungen, was zu Statistiken führt, die die Situation nicht genau widerspiegeln.
Kurz gesagt, der veterinärmedizinische Bereich muss dringend seine Perspektiven auf berufsbedingte Verletzungen ändern und ein System priorisieren, das alle Verletzungen zur Meldung ermutigt. Es ist wichtig, eine Kultur zu schaffen, in der das Melden als notwendige Praxis für die Sicherheit angesehen wird, anstatt als angstbehaftete Handlung, die mit Schuld oder persönlichem Versagen verbunden ist.
Titel: Pain, inconvenience, and blame - Defining work-related injuries in the veterinary workplace
Zusammenfassung: ObjectivesThe veterinary workplace carries a high risk of staff accidents and injuries, yet there is scant research exploring it in comparison with other comparable fields, such as human medicine. The aim of this study was to understand how veterinary professionals define injuries and to understand what injuries they do, or do not, deem reportable. MethodsA cross-sectional survey comprising demographic questions and open-text questions was shared with veterinary practice staff across the United Kingdom. Data were analysed descriptively and using an inductive content analysis. ResultsThere were 740 respondents, who were broadly representative of the veterinary profession. There were differences in how injuries were defined; for example, small animal veterinarians expected injuries to involve blood, while equine and production animal veterinarians were more likely to expect injuries to reduce their ability to perform work and result in time off work. Many suggested that "all" workplace injuries should be reported, however "minor" injuries were often overlooked, for example needlestick injuries did not always meet the criteria of being an "injury". Injuries caused by staff themselves (e.g. trips) were less likely to be reported than injuries that could be blamed on an external factor (e.g. dog bite). ConclusionsCollectively, the data suggest a wide-ranging perception of risk of injury in practice, with some harms seen as "everyday norms". Veterinary practices should interpret their injury statistics with a high degree of caution. They should explore the microcultures within their practices relating to worker perception of risk, injury and barriers to reporting. What is already known on this topicThe veterinary industry has one of the highest case rates of non-fatal occupation injuries and illnesses per full time worker. In the USA, no other industry is higher; it is almost five times higher than the national average. Yet, little research has explored how injuries are perceived nor their context. What this study addsThis study shows clear divisions within different veterinary sectors, and job roles, in how injuries are perceived. In particular, that equine and production animal veterinarians have a high threshold before acknowledging that an incident is a work-related injury. How this study might affect research, practice or policyTo contextualise any epidemiological research into veterinary workplace injuries, one needs to understand how injuries are perceived. The discordance in definition needs to be accounted for when interpreting company or national injury reporting figures.
Autoren: John S P Tulloch, T. Furtado, M. Whiting, I. Schofield, R. Jackson
Letzte Aktualisierung: 2023-12-14 00:00:00
Sprache: English
Quell-URL: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.12.14.23299902
Quell-PDF: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2023.12.14.23299902.full.pdf
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
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