Erwartungen und Gehirnreaktionen beim visuellen Lernen
Studie zeigt, wie gelernte Erwartungen die Gehirnaktivität beeinflussen.
Daniel C Feuerriegel, C. den Ouden, M. Kashyap, M. Kikkawa
― 6 min Lesedauer
Inhaltsverzeichnis
Menschen und Tiere haben eine natürliche Fähigkeit, Verbindungen zwischen Dingen zu lernen, die gleichzeitig passieren. Sie nutzen Muster aus ihren Erfahrungen, um zu erraten, was als Nächstes passiert. Diese Fähigkeit hilft ihnen, neue oder ungewöhnliche Dinge zu bemerken und schnell auf das zu reagieren, was sie erwarten. Man glaubt, dass diese Fähigkeit viele Prozesse im Gehirn umfasst.
Lern Erwartungen
Viele Modelle schlagen vor, dass das Gehirn wie eine Vorhersagemaschine funktioniert, die ständig versucht herauszufinden, was die Signale verursacht, die es von unseren Sinnen erhält. Diese Modelle werden ständig aktualisiert, um mit dem übereinzustimmen, was wir tatsächlich sehen oder hören. Wenn es eine Diskrepanz zwischen dem gibt, was wir erwarten, und dem, was wir erleben, senden bestimmte Gehirnzellen Signale, um uns auf diesen Unterschied aufmerksam zu machen. Dieser Alarmmechanismus ist besonders aktiv im visuellen System.
Laut dieser Modelle kann unser Gehirn seine Vorhersagen anpassen, bevor etwas passiert. Wenn das, was wir sehen, unseren Erwartungen entspricht, ist die Reaktion des Gehirns geringer als bei unerwarteten Ereignissen. Diese Idee nennt man Erwartungsunterdrückung, was bedeutet, dass die Reaktion des Gehirns schwächer ist, wenn das Gesehene erwartet wird.
Forscher haben viele Studien durchgeführt, um zu testen, ob unser Gehirn anders auf erwartete im Vergleich zu unerwarteten Ereignissen reagiert. In diesen Studien werden bestimmte Hinweise wiederholt, um anzuzeigen, welche Art von visuellem Stimulus als Nächstes erscheinen wird, sodass die Teilnehmer Erwartungen bilden können. Wenn Stimuli erscheinen, die diesen Erwartungen entsprechen, nennt man sie erwartete Stimuli. Wenn sie gegen die Erwartungen verstossen, werden sie überraschende Stimuli genannt.
Frühere Forschungsergebnisse
Im Laufe der Zeit hat sich viel Forschung darauf konzentriert, wie das Gehirn auf diese erwarteten versus überraschenden Stimuli reagiert. Einige Studien haben gezeigt, dass Signale im Gehirn sich je nach Erwartung verändern. Allerdings haben nicht alle Studien klare Beweise für diese Veränderungen gefunden. Bestimmte Studien mit fortschrittlichen Bildgebungstechniken zeigten Unterschiede in der Gehirnaktivität, wenn Teilnehmer überrascht wurden, aber diese Effekte waren oft in Bereichen jenseits des visuellen Systems zu sehen.
Jüngste Forschungen haben ergeben, dass die elektrische Aktivität des Gehirns nicht konstant auf erwartete oder überraschende Stimuli reagiert. Das brachte die Forscher dazu, zu hinterfragen, ob gelernte Erwartungen Auswirkungen auf die Funktionsweise des Gehirns haben.
Ziel der aktuellen Studie
Um bessere Einblicke in die Funktionsweise von Erwartungen im Gehirn zu erhalten, wurde eine Studie mit Teilnehmern durchgeführt, die lernten, bestimmte Hinweise mit visuellen Stimuli zu verknüpfen. Durch das Verständnis, wie diese Hinweise die Reaktionen der Teilnehmer beeinflussten, wollten die Forscher klären, ob Erwartungen die elektrischen Signale des Gehirns beeinflussen.
In dieser Studie wurde eine grosse Gruppe von Teilnehmern geschult, um zu verstehen, welche visuellen Muster wahrscheinlich auf bestimmte Hinweise folgen würden. Ihre Gehirnaktivität wurde mit EEG gemessen, was eine effektive Methode ist, um elektrische Signale aus dem Gehirn zu erfassen.
Methodologie
Teilnehmer
Insgesamt wurden 50 Teilnehmer für die Studie rekrutiert, die alle normales Sehen hatten. Allerdings wurden zwei Teilnehmer aufgrund von übermässigem Rauschen in ihren EEG-Daten und schlechter Leistung bei der Aufgabe ausgeschlossen. Damit blieben 48 Teilnehmer zur Analyse übrig, darunter eine Mischung aus Geschlechtern und Altersgruppen.
Experimentelle Gestaltung
Die Teilnehmer durchliefen mehrere Phasen, darunter eine Trainingssitzung, randomisierte Sichtungsblöcke und das Hauptexperiment zur probabilistischen Hinweisgebung. Während der Trainingssitzung wurden ihnen Hinweisbilder gezeigt und sie lernten, diese mit bestimmten visuellen Mustern zu verknüpfen.
Im Hauptexperiment wurden den Teilnehmern Hinweise präsentiert und dann eine Reihe von visuellen Mustern gezeigt. Sie sollten feststellen, ob zwei Muster gleich oder unterschiedlich waren, basierend auf ihrem vorherigen Lernen.
Datensammlung
Das Experiment nutzte ein 64-Kanal-EEG-System, um die Gehirnaktivität zu erfassen, während die Teilnehmer an den Aufgaben teilnahmen. Die EEG-Daten wurden gesammelt, gefiltert und für verschiedene Zeitabschnitte analysiert, die sich darauf beziehen, wann visuelle Stimuli erschienen.
Aufgabenleistung
Während der Trainingssitzung zeigten die Teilnehmer eine hohe Genauigkeit bei der Identifizierung der Muster, die auf die Hinweise folgten. Sie schnitten bei den erwarteten Stimuli besser ab als bei den überraschenden. Dieser Erfolg deutete darauf hin, dass die Teilnehmer die Assoziationen zwischen den Hinweisen und den visuellen Stimuli effektiv gelernt hatten.
Im Hauptexperiment blieb die Genauigkeit hoch, aber es gab keine signifikanten Unterschiede in der Leistung, je nachdem, ob der Hinweis erwartete oder überraschende Stimuli vorhersagte.
EEG-Datenanalyse
Die EEG-Daten zeigten Muster der Gehirnaktivität über die Zeit, während die Teilnehmer auf visuelle Stimuli reagierten. Die Forscher konzentrierten sich auf bestimmte Elektroden, die die visuellen Verarbeitungsbereiche des Gehirns repräsentieren.
Die ersten Analysen zeigten, dass es keine statistisch signifikanten Unterschiede in den Gehirnreaktionen auf erwartete versus überraschende Stimuli gab. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass die Stärke der elektrischen Signale des Gehirns weitgehend ähnlich war, unabhängig davon, ob die Teilnehmer die Stimuli erwarteten oder nicht.
Wiederholungseffekte
Obwohl es keine klaren Unterschiede in den Reaktionen basierend auf den Erwartungen gab, waren deutlich Effekte zu beobachten, wenn dasselbe visuelle Muster mehr als einmal hintereinander präsentiert wurde. Dieses Ergebnis passt zu der Idee, dass das Gehirn sich an wiederholte Stimuli anpasst und sie anders verarbeitet als neue Stimuli.
Multivariate Analyse
Um die Daten weiter zu erkunden, wurden Techniken zur multivariaten Musteranalyse eingesetzt. Dieser Ansatz versuchte zu identifizieren, ob die Muster der Gehirnaktivität unterschiedlich waren, wenn Teilnehmer auf erwartete im Vergleich zu überraschenden Stimuli stiessen. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Klassifizierer bestimmte erwartete Muster erfolgreich identifizieren konnten, jedoch nicht auf eine Weise, die eine klare Unterscheidung basierend auf den Stimuli zeigte.
Fazit
Insgesamt lieferte die Studie neue Erkenntnisse darüber, wie gelernte Erwartungen die Gehirnaktivität beeinflussen. Trotz des klaren Lernens der Assoziationen durch die Teilnehmer gab es wenig Beweis dafür, dass Erwartungen signifikante Veränderungen in den Gehirnreaktionen hervorrufen. Stattdessen deuten die Ergebnisse eher darauf hin, dass das Gehirn auf Stimuli basierend auf Wiederholungen reagiert und nicht auf Erwartungen.
Diese Ergebnisse legen nahe, dass unser Gehirn zwar tatsächlich gut darin ist, zu lernen und vorherzusagen, aber die Art und Weise, wie dieses Wissen die Verarbeitung beeinflusst, möglicherweise nicht so einfach ist, wie zuvor gedacht. Die Implikationen dieser Ergebnisse könnten zu neuen Wegen führen, kognitive Prozesse und die Rolle von Erwartungen in Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zu verstehen.
Zukünftige Richtungen
Weitere Studien könnten verschiedene Arten von Stimuli und breitere Wahrscheinlichkeitsbereiche untersuchen, um zu sehen, ob bestimmte Bedingungen mehr über die Beziehung zwischen Erwartungen und Gehirnreaktionen offenbaren. Das Verständnis, wie Aufmerksamkeit und Überraschung mit gelernten Erwartungen interagieren, könnte ebenfalls wertvolle Einblicke in die kognitive Verarbeitung bieten. Letztendlich trägt diese Forschung zu einem wachsenden Fundus an Beweisen bei, der gängige Annahmen über die Vorhersagefähigkeiten des Gehirns herausfordert.
Das Fehlen klarer Effekte in Bezug auf die Erwartungsunterdrückung lädt Forscher ein, die Rahmenbedingungen der Vorhersage-Coding-Modelle zu überdenken. Während einige Effekte von Erwartungen möglicherweise existieren, könnten sie durch Mechanismen wirken, die nicht ausschliesslich auf die Minimierung von Vorhersagefehlern basieren. Daher ist es wichtig, beim Fortschritt der Forschung offen zu bleiben für verschiedene Arten, wie unsere Gehirne sich anpassen und die Welt um uns herum verstehen.
Titel: Limited evidence for probabilistic cueing effects on grating-evoked event-related potentials and orientation decoding performance
Zusammenfassung: We can rapidly learn recurring patterns that occur within our sensory environments. This knowledge allows us to form expectations about future sensory events. Several influential predictive coding models posit that, when a stimulus matches our expectations, the activity of feature-selective neurons in visual cortex will be suppressed relative to when that stimulus is unexpected. However, after accounting for known critical confounds, there is currently scant evidence for these hypothesised effects from studies recording electrophysiological neural activity. To provide a strong test for expectation effects on stimulus-evoked responses in visual cortex, we performed a probabilistic cueing experiment while recording electroencephalographic (EEG) data. Participants (n=488) learned associations between visual cues and subsequently presented gratings. A given cue predicted the appearance of a certain grating orientation with 10%, 25%, 50%, 75%, or 90% validity. We did not observe any stimulus expectancy effects on grating-evoked event-related potentials. Bayes factors generally favoured the null hypothesis throughout the time-courses of the grating-evoked responses. Multivariate classifiers trained to discriminate between grating orientations performed better when classifying 10% compared to 90% probability gratings. However, classification performance did not substantively differ across any other stimulus expectancy conditions. Our findings provide very limited evidence for modulations of prediction error signalling by probabilistic expectations as specified in contemporary predictive coding models.
Autoren: Daniel C Feuerriegel, C. den Ouden, M. Kashyap, M. Kikkawa
Letzte Aktualisierung: 2024-12-02 00:00:00
Sprache: English
Quell-URL: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2024.05.26.595980
Quell-PDF: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2024.05.26.595980.full.pdf
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Änderungen: Diese Zusammenfassung wurde mit Unterstützung von AI erstellt und kann Ungenauigkeiten enthalten. Genaue Informationen entnehmen Sie bitte den hier verlinkten Originaldokumenten.
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