Die Auswirkungen der Gruppenbildung auf Lernen und Zufriedenheit
Diese Studie untersucht, wie Gruppenauswahl Leistung, Lernen und Zufriedenheit beeinflusst.
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Inhaltsverzeichnis
Teamarbeit ist in vielen Lebensbereichen wichtig, wie zum Beispiel in der Schule, im Job und in der Regierung. Wie gut ein Team abschneidet, hängt nicht nur von den Fähigkeiten der Mitglieder ab, sondern auch davon, wie sie miteinander arbeiten. Eine wichtige Frage ist, wie Teams gebildet werden. Wenn Teammitglieder selbst entscheiden können, mit wem sie arbeiten, sind sie untereinander oft hilfsbereiter, als wenn sie zufällig in ein Team eingeteilt werden.
In dieser Studie schauen wir uns an, wie verschiedene Methoden zur Gruppenbildung die Teamleistung, das individuelle Lernen und die Zufriedenheit beeinflussen können. Wir haben ein Experiment im Klassenraum mit Studierenden eines Pflichtkurses in Datenwissenschaft durchgeführt. Die Studenten durften entweder ihre eigenen Gruppen wählen oder wurden zufällig in Gruppen eingeteilt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass selbst gewählte Gruppen nicht so gut abschneiden, aber tendenziell mehr lernen und eine grössere Zufriedenheit berichten als die zufällig gebildeten Gruppen.
Experimentübersicht
In diesem Experiment haben wir die Studierenden in zwei Arten von Gruppen aufgeteilt: solche, die ihre Mitglieder selbst gewählt haben (selbstgewählt) und solche, die zufällig Mitglieder zugewiesen bekamen. Wir haben das Experiment über zwei Semester durchgeführt und die Methode zur Gruppenbildung jedes Semester gewechselt. Dieses Design ermöglicht es uns, die gleichen Studierenden unter beiden Bedingungen zu vergleichen. Wir haben auch zusätzliche Daten über die Hintergründe der Studierenden gesammelt, um zu sehen, wie diese Faktoren die Gruppenleistung und Zufriedenheit beeinflussten.
Um zu messen, wie gut die Gruppen abschneiden, haben wir die Noten für drei Datenwissenschaftsprojekte betrachtet. Ausserdem haben wir das individuelle Lernen durch Abschlussprüfungen bewertet, die einen Teil ihrer Gesamtnote ausmachten. Um ihre Zufriedenheit zu verstehen, haben wir nach jedem Projekt Umfragen durchgeführt.
Gruppenleistung
Unsere Ergebnisse zeigen, dass selbst gewählte Gruppen bei ihren Projekten schlechter abschnitten als zufällig gebildete Gruppen. Genauer gesagt, schnitten selbst gewählte Gruppen etwa 5,1 Prozentpunkte schlechter bei ihren Gruppenprojekten ab. Dieses Ergebnis war überraschend, da frühere Forschungen nahelegten, dass die Wahl von Teamkollegen zu einer besseren Leistung führen könnte, weil die Motivation und der Aufwand steigen.
Ein Grund für diese Leistungsdifferenz könnte die Zusammensetzung der Gruppen sein. Selbst gewählte Gruppen sind oft homogener, das bedeutet, die Mitglieder haben häufig ähnliche Fähigkeiten, Hintergründe und Interessen. Diese Ähnlichkeit kann die Vielfalt an Fähigkeiten und Perspektiven in der Gruppe einschränken, was es schwieriger macht, komplexe Projekte anzugehen. Andererseits sind zufällig zugewiesene Gruppen oft vielfältiger, mit einem Mix aus Fähigkeiten und Hintergründen, die die Problemlösungs- und Kreativitätsfähigkeit verbessern können.
Individuelles Lernen
Obwohl selbst gewählte Gruppen nicht so gut abschnitten, zeigten sie ein höheres Mass an individuellem Lernen. Die Studierenden in diesen Gruppen erhielten im Durchschnitt 3,3 Prozentpunkte bessere Noten bei individuellen Prüfungen, die mit den Gruppenprojekten zu tun hatten, im Vergleich zu ihren Kommilitonen in zufällig zugewiesenen Gruppen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass selbst gewählte Gruppen für das persönliche Wachstum vorteilhaft sein können, auch wenn die Gesamtgruppenleistung darunter leidet.
Die höheren Lernraten in selbst gewählten Gruppen könnten an der Art der Gruppendynamik liegen. Studierende, die ihre Teamkollegen wählen, fühlen sich wahrscheinlich wohler, wenn es darum geht, Ideen zu besprechen und Fragen zu stellen. Die sozialen Dynamiken in diesen Gruppen könnten eine bessere Lernumgebung schaffen, in der die Mitglieder sich intensiver mit dem Material auseinandersetzen.
Zufriedenheitslevel
Zufriedenheit ist ein weiterer Bereich, in dem selbst gewählte Gruppen besser abschnitten. Die Studierenden berichteten, dass sie 12,5 Prozentpunkte zufriedener mit ihrer Team-Erfahrung waren als die in zufällig gebildeten Gruppen. Diese Zufriedenheit ist wichtig, weil sie zukünftige Zusammenarbeit und individuelle Motivation beeinflussen kann, was darauf hindeutet, dass die Studierenden den Wert der Wahl ihrer Teamkollegen hoch einschätzen.
In selbst gewählten Gruppen fühlen sich die Mitglieder möglicherweise stärker miteinander verbunden. Diese Verbindung kann das Zugehörigkeitsgefühl steigern und das Gefühl der Isolation verringern, was zu höherer Zufriedenheit führt. Ausserdem könnten die Mitglieder selbst gewählter Gruppen ihre Beiträge als wertvoller empfinden, was ihr Engagement für den Erfolg der Gruppe stärkt.
Unterschiede in der Gruppenzusammensetzung
Einer der entscheidenden Faktoren, die die Gruppenergebnisse beeinflussten, war die Zusammensetzung der Teams. Selbst gewählte Gruppen hatten oft Mitglieder mit ähnlichen Fähigkeiten, was zu einem Mangel an unterschiedlichen Inputs und Ideen führen kann. Im Gegensatz dazu hatten zufällig zugewiesene Gruppen oft eine Mischung aus Hoch- und Geringleistenden, was eine bessere Zusammenarbeit und Wissensaustausch ermöglichte.
Der Zusammensetzungseffekt kann die Leistung erheblich beeinflussen. In selbst gewählten Gruppen, wenn alle Mitglieder ähnliche Fähigkeiten und Hintergründe haben, könnten sie sich nicht gegenseitig dazu anspornen, sich zu verbessern oder kritisch über die anstehenden Aufgaben nachzudenken. Zufällig gebildete Gruppen hingegen können von hochqualifizierten Individuen profitieren, die dazu beitragen können, die Leistung ihrer Kollegen zu steigern, was zu besseren Ergebnissen für alle führt.
Arbeitsverteilung
Ein weiterer wichtiger Aspekt, wie Teams gebildet werden, war die Art und Weise, wie die Arbeit unter den Gruppenmitgliedern verteilt wurde. In zufällig zugewiesenen Gruppen fiel oft mehr Arbeit auf die höher qualifizierten Individuen. Das kann von Vorteil sein, da diese Personen in der Regel besser für komplexe Aufgaben gerüstet sind. In selbst gewählten Gruppen war die Arbeitslast gleichmässiger verteilt, was dazu beitragen könnte, dass weniger qualifizierte Mitglieder sich eingeschlossen fühlen, aber auch zu einer insgesamt niedrigeren Gruppeneistung führen kann, wenn diese Mitglieder weniger in der Lage sind, die Arbeit zu bewältigen.
Mit Tools wie GitHub konnten wir verfolgen, wie viel jeder Student zu den Projekten beigetragen hat. Hochqualifizierte Studierende in zufällig gebildeten Gruppen trugen wesentlich mehr zu den Projekten bei als ihre weniger qualifizierten Kollegen. Sie erwarben auch mehr Wissen aus ihren Beiträgen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Verteilung der Arbeit eine entscheidende Rolle für die Gruppenleistung und das individuelle Lernen spielt.
Rolle sozialer Bindungen
Die sozialen Bindungen unter den Gruppenmitgliedern können ebenfalls beeinflussen, wie gut eine Gruppe abschneidet. In selbst gewählten Gruppen haben die Mitglieder oft bestehende Freundschaften oder Bekanntschaften, was bessere Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtern kann. Allerdings kann diese Nähe auch zu Selbstzufriedenheit führen, bei der weniger leistungsstarke Mitglieder weniger arbeiten, weil sie wissen, dass ihre Freunde wahrscheinlich einspringen werden.
In zufällig zugewiesenen Gruppen müssen die Mitglieder möglicherweise mehr verhandeln und neue Arbeitsbeziehungen aufbauen. Diese Dynamik kann zu einer stärkeren Verantwortlichkeit und erhöhtem Engagement führen, da alle zusammenarbeiten, um die Aufgaben zu verstehen und zu erledigen. Die Notwendigkeit, neue soziale Bindungen aufzubauen, kann die Einzelnen motivieren, sich stärker für den Erfolg des Teams einzubringen.
Implikationen für die Gruppenbildung
Unsere Ergebnisse bieten wertvolle Einblicke für Organisationen und Bildungseinrichtungen bei der Bildung von Teams. Es wird klar, dass selbst gewählte Gruppen zwar zu höherer Zufriedenheit und individuellem Lernen führen können, dass sie jedoch möglicherweise nicht die beste Option zur Maximierung der Gruppenleistung sind. Stattdessen könnte eine Mischung aus selbst gewählten und zufällig zugewiesenen Gruppen effektiv sein, sodass die Einzelnen die Vorteile sozialer Verbindungen geniessen können, während sie auch die Fähigkeiten und Vorteile vielfältiger Teams erhalten.
In Bildungseinrichtungen könnte es hilfreich sein, die Studierenden in beiden Arten von Gruppen arbeiten zu lassen, damit sie nicht nur ihre Teamarbeitfähigkeiten entwickeln, sondern auch ihre Fähigkeit, sich an verschiedene Arbeitsstile und -dynamiken anzupassen. Darüber hinaus können Lehrkräfte sich darauf konzentrieren, Gruppenzuweisungen so zu gestalten, dass die Stärken jeder Methodik zur Geltung kommen, während die Herausforderungen, die mit ihnen einhergehen, angesprochen werden.
Fazit
Zusammenfassend zeigt unsere Studie die komplexe Beziehung zwischen Methoden der Gruppenbildung, Leistung, Lernergebnissen und Zufriedenheitsleveln. Selbst gewählte Gruppen schneiden tendenziell schlechter ab, fördern aber das persönliche Wachstum und das Glück ihrer Mitglieder, während zufällig gebildete Gruppen in der Leistung und Wissensaneignung besser abschneiden, aber möglicherweise nicht das gleiche Mass an Zufriedenheit fördern.
Bei der Organisation von Teams ist es wichtig, diese Dynamiken zu berücksichtigen, um Umgebungen zu schaffen, in denen Einzelne sowohl als Teamkollegen als auch als Lernende gedeihen können. Zu verstehen, wie die Zusammensetzung von Gruppen und der Prozess der Gruppenbildung die Ergebnisse beeinflussen, kann letztendlich zu effektiverer Zusammenarbeit, besseren Lernerfahrungen und grösserer Zufriedenheit in der Teamarbeit führen.
Titel: Performance, Knowledge Acquisition and Satisfaction in Self-selected Groups: Evidence from a Classroom Field Experiment
Zusammenfassung: We investigate how to efficiently set up work groups to boost group productivity, individual satisfaction, and learning. Therefore, we conduct a natural field experiment in a compulsory undergraduate course and study differences between self-selected and randomly assigned groups. We find that self-selected groups perform significantly worse on group assignments. Yet, students in self-selected groups learn more and are more satisfied than those in randomly assigned groups. The effect of allowing students to pick group members dominates the effect of different group compositions in self-selected groups: When controlling for the skill, gender, and home region composition of groups, the differences between self-selected and randomly formed groups persist almost unaltered. The distribution of GitHub commits per group reveals that the better average performance of randomly assigned groups is mainly driven by highly skilled individuals distributed over more groups due to the assignment mechanism. Moreover, these highly skilled individuals contribute more to the group in randomly formed groups. We argue that this mechanism explains why self-selected groups perform worse on the projects but acquire more knowledge than randomly formed groups. These findings are relevant for setting up workgroups in academic, business, and governmental organizations when tasks are not constrained to the skill set of specific individuals.
Autoren: Julius Düker, Alexander Rieber
Letzte Aktualisierung: 2024-03-19 00:00:00
Sprache: English
Quell-URL: https://arxiv.org/abs/2403.12694
Quell-PDF: https://arxiv.org/pdf/2403.12694
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/
Änderungen: Diese Zusammenfassung wurde mit Unterstützung von AI erstellt und kann Ungenauigkeiten enthalten. Genaue Informationen entnehmen Sie bitte den hier verlinkten Originaldokumenten.
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Referenz Links
- https://projektkurs-data-science-ulm2021.netlify.app/
- https://doi.org/10.1257/rct.6726-1.0
- https://doi.org/10.2139/ssrn.3815848
- https://doi.org/10.1628/093245617X14816371560173
- https://doi.org/10.1145/2729094.2742608
- https://doi.org/10.1086/374182
- https://doi.org/10.1007/978-3-319-13206-8_9
- https://doi.org/10.1086/322820