Mikrobielle Evolution: Die Rolle positiver Interaktionen
Eine Studie zeigt, wie Kreuznahrung die Vielfalt in Bakterienpopulationen fördert.
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Inhaltsverzeichnis
Mikroorganismen, wie Bakterien, können sich im Laufe der Zeit verändern und anpassen. Das passiert durch einen Prozess namens Evolution, bei dem sie neue Eigenschaften entwickeln können, die ihnen helfen, besser in ihrer Umgebung zu überleben und sich fortzupflanzen. Forscher haben diese Evolution über viele Generationen hinweg in Laborumgebungen untersucht – manchmal sogar über Tausende. In diesen Studien finden Wissenschaftler oft heraus, dass diese mikrobielle Populationen Veränderungen in ihrem genetischen Aufbau erfahren.
Wenn Bakterien sich anpassen, können sie neue genetische Mutationen erlangen, die sie besser an ihre Umgebung anpassen. Manchmal breiten sich diese Mutationen schnell in der Population aus. Das kann zu einer Situation führen, in der es weniger genetische Vielfalt gibt, da eine oder wenige Mutationen dominieren. In einigen Fällen können jedoch verschiedene genetische Variationen bestehen bleiben und zur Bildung neuer Gruppen oder Linien führen.
Zum Beispiel hat ein häufiges Laborbakterium namens Escherichia coli gezeigt, dass es sich im Laufe der Zeit zu Spezialisten entwickelt, die unterschiedliche Ressourcen konsumieren. Diese mikrobielle Evolution tritt oft in Umgebungen auf, in denen Ressourcen begrenzt sind. Forscher haben herausgefunden, dass die räumliche Struktur – wie Bakterien in ihrer Umgebung organisiert sind – dazu beitragen kann, genetische Vielfalt zu erhalten, da sie es verschiedenen Nischen ermöglicht, zu existieren. Ausserdem können Interaktionen zwischen Arten, ob schädlich oder vorteilhaft, beeinflussen, wie sich Populationen entwickeln.
Kommensale Interaktionen in mikrobiellen Gemeinschaften
Während viele Studien den Fokus auf negative Interaktionen (wie Wettbewerb oder Räubertum) legen, sind positive Interaktionen zwischen Mikroben auch wichtig. Eine solche vorteilhafte Interaktion nennt man Cross-Feeding. Beim Cross-Feeding konsumiert eine Art von Mikroben eine Substanz und produziert ein Nebenprodukt, das eine andere Mikrobe nutzen kann. Diese Beziehung kann vorteilhaft sein und wird oft in verschiedenen Umgebungen beobachtet. Der Einfluss dieser positiven Interaktionen auf die allgemeine Vielfalt einer mikrobiellen Gemeinschaft ist jedoch nicht gut verstanden.
Um die Rolle dieser Interaktionen zu untersuchen, haben Wissenschaftler eine kontrollierte Gemeinschaft aus zwei Bakterienarten geschaffen: Acinetobacter johnsonii und Pseudomonas putida. Beide Arten wurden aus einer verschmutzten Umgebung entnommen und haben sich natürlicherweise angepasst, um schädliche Verbindungen in verschiedenen Umweltverschmutzungen abzubauen. In dieser Studie ernährt sich A. johnsonii von Benzylalkohol und produziert Benzoat, eine Substanz, die P. putida dann nutzen kann.
Studiendesign und Methodik
Die Forscher bauten auf früheren Experimenten auf, bei denen P. putida alleine und zusammen mit A. johnsonii evolvierte. Sie wollten sehen, wie die Anwesenheit von A. johnsonii die Veränderungen bei P. putida über viele Generationen beeinflusste. Insbesondere schauten sie sich an, wie sich die Evolution der Eigenschaften unterschied, wenn P. putida alleine oder mit A. johnsonii gewachsen wurde. Zudem waren sie auch daran interessiert, welche Arten von Mutationen die Unterschiede in den Eigenschaften verursachten und wie diese Mutationen mit der Fitness und dem Überleben der Bakterien zusammenhingen.
Im Evolutionsexperiment wurden die beiden Bakterienarten in einem speziellen Nährmedium kultiviert. Die Bakterien wurden über einen Zeitraum von etwa 30 Tagen kultiviert, was ungefähr 200 Generationen entspricht. Während dieser Zeit verfolgten die Forscher das Wachstum der Bakterien, massen, wie viele Zellen in jeder Kultur vorhanden waren, und beobachteten Veränderungen im Aussehen und in den Eigenschaften.
Um die evolutionären Veränderungen zu bewerten, massen die Wissenschaftler vier Schlüsselmerkmale: Wachstumsrate, Ertrag (die Menge an produzierter Biomasse), maximale Aufnahmerate (die Geschwindigkeit, mit der Ressourcen konsumiert werden) und Halb-Sättigungskonstante (der Ressourcenlevel, bei dem die Hälfte der maximalen Aufnahme erfolgt). Diese Messungen verwendeten sie, um die evolvierten Populationen mit ihren Vorfahren zu vergleichen.
Beobachtung von Veränderungen bei Bakterien
Nach dem Evolutionsexperiment bemerkten die Forscher, dass P. putida neue Eigenschaften entwickelte, abhängig davon, wie es gewachsen wurde. In Kulturen, in denen P. putida allein war, bildete es nur eine einzige Art von Kolonie. Als es jedoch zusammen mit A. johnsonii gewachsen wurde, diversifizierten sich die Populationen in zwei Arten von Kolonien. Eine Art bildete grössere Kolonien, während die andere der ursprünglichen Vorfahren ähnelte. Diese Diversifizierung war in der Monokultur nicht zu sehen, wo nur grössere Kolonien auftraten.
Weitere Analysen zeigten, dass in der Co-Kultur der Ertrag von P. putida erheblich variierte. Einige Bakterien produzierten mehr Biomasse als andere. Während Populationen in Monokultur einen Anstieg des Ertrags zeigten, wiesen nur Ko-Kulturen eine Vielfalt in den Erträgen auf. Das war spannend, weil es darauf hinwies, dass die Interaktion mit A. johnsonii eine variiertere Wachstumsstrategie ermöglichte.
Genetische Veränderungen und ihre Auswirkungen
Um die Ursache dieser phänotypischen Vielfalt zu bestimmen, sequenzierten die Forscher die DNA der evolvierten Bakterien. Sie identifizierten Mutationen in bestimmten Genen, insbesondere in einem Gen, das die Bewegung der Bakterien reguliert. Dieses Gen ist dafür bekannt, wie gut die Bakterien schwimmen und Biofilme bilden können.
Interessanterweise trugen die grösseren Kolonien oft Mutationen in dem mit der Bewegung verbundenen Gen, was bedeutete, dass diese Bakterien die Fähigkeit verloren hatten, effektiv zu schwimmen. Währenddessen zeigten einige kleinere Kolonien andere Mutationen. Der Verlust der Beweglichkeit könnte es den grösseren Kolonien ermöglicht haben, mehr Energie in die Produktion von Biomasse zu stecken, anstatt sich zu bewegen. Diese Situation hebt hervor, wie die Evolution manchmal zu Kompromissen führen kann, bei denen ein Vorteil in einem Bereich Nachteile in anderen Bereichen mit sich bringt.
Koexistenz verschiedener Morphotypen
Die Ergebnisse des Experiments deuteten darauf hin, dass beide Bakterienarten in Gegenwart von A. johnsonii koexistieren konnten. Obwohl ein Morphotyp einen Wachstums-Vorteil hatte, konnte der kleine Morphotyp dennoch überleben. Die Forscher waren daran interessiert, zu verstehen, wie diese Koexistenz zustande kam.
Sie führten zusätzliche Experimente durch, um zu sehen, ob seltene Morphotypen eindringen und sich in Populationen etablieren konnten. Sie fanden heraus, dass die Anwesenheit von A. johnsonii die Fähigkeit dieser Morphotypen, wenn sie selten waren, nicht signifikant veränderte, zu gedeihen. Allerdings zeigte der grosse Morphotyp eine gewisse Fähigkeit zur Invasion, wenn er in niedriger Häufigkeit vorhanden war.
Fazit: Die Rolle von Interaktionen in der mikrobiellen Vielfalt
Diese Studie zeigte, dass mikrobielle Vielfalt selbst in einfachen Umgebungen wachsen kann, insbesondere durch positive Interaktionen wie Cross-Feeding. Die Beziehung zu A. johnsonii erlaubte eine grössere genetische und phänotypische Vielfalt in P. putida im Vergleich dazu, als es allein gewachsen wurde. Die Ergebnisse unterstützen die Idee, dass Interaktionen zwischen Arten erheblich zur Komplexität mikrobieller Gemeinschaften beitragen.
Während die Forscher diese Veränderungen beobachten und messen konnten, erkannten sie einige Einschränkungen in ihren Ergebnissen. Weitere Experimente wären notwendig, um die langfristige Nachhaltigkeit dieser Vielfalt zu bestimmen und wie die spezifischen Ressourcen, die von A. johnsonii bereitgestellt werden, die Evolution von P. putida beeinflussten. Insgesamt bietet diese Arbeit wichtige Einblicke in die Dynamik der mikrobielle Evolution und die potenziellen Vorteile von Beziehungen zwischen Arten zur Erhaltung der Vielfalt in Ökosystemen.
Titel: Microbial diversification is maintained in an experimentally evolved synthetic community.
Zusammenfassung: Microbial communities are incredibly diverse. Yet, the eco-evolutionary processes originating and maintaining this diversity remain understudied. Here, we investigate the patterns of diversification for Pseudomonas putida evolving in isolation and with Acinetobacter johnsonii leaking resources used by P. putida. We experimentally evolved four experimental replicates in monoculture and co-culture for 200 generations. We observed that P. putida diversified into two distinct morphotypes that differed from their ancestor by single-point mutations. One of the most prominent mutations hit the fleQ gene encoding the master regulator of flagella and biofilm formation. We experimentally confirmed that fleQ mutants were unable to swim and formed less biofilm than their ancestor, but they also produced higher yields. Interestingly, the fleQ genotype and other mutations swept to fixation in monocultures but not in co-cultures. In co-cultures, the two lineages stably coexisted for approximately 150 generations. We hypothesized that A. johnsonii modulates the coexistence of the two lineages through frequency-dependent selection. However, invasion experiments with two genotypes in monoculture and co-culture did not support this hypothesis. Instead, we found that, at the population level, the two morphotypes coexisted at similar relative abundances in the presence of A. johnsonii whereas, in its absence, one of the morphotypes was overrepresented in the population. Overall, our study suggests that interspecies interactions play an important role in shaping patterns of diversification in microbial communities. ImportanceIn nature, bacteria live in microbial communities and interact with other species, for example, through the exchange of resources leaked into the external environment (i.e., cross-feeding interactions). The role that these cross-feeding interactions play in shaping patterns of diversification remains understudied. Using a simple bacterial system in which one species cross-feeds resources to a second species (commensal species), we showed that the commensal species diversified into two subpopulations that persisted only when the cross-feeder partner was present. We further observed loss-of-function mutations in flagellar genes that were fixed in monocultures but not in co-cultures. Our findings suggest that cross-feeding species influence patterns of diversification of other species. Given that nutrient leakage is pervasive in microbial communities, the findings from this study have the potential to extend beyond our specific bacterial system. Importantly, our study has contributed to answering the larger question of whether species evolved differently in isolation versus when interacting with other species.
Autoren: Alejandra Rodríguez-Verdugo, Z. Al-Tameemi, A. Rodriguez-Verdugo
Letzte Aktualisierung: 2024-08-07 00:00:00
Sprache: English
Quell-URL: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2024.03.27.587025
Quell-PDF: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2024.03.27.587025.full.pdf
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